PFAS & REACH-Verordnung: Wann kommt das Verbot in der EU? 

Stand März 2024

PFAS in Reagenzgläsern

PFAS finden sich in sehr vielen Produkten – und das, obwohl sie zum Teil eine gesundheitsschädliche Wirkung haben können. Die Abkürzung PFAS steht dabei für „Per- und polyfluorierte Chemikalien“ – eine Gruppe von Stoffen, die vor allem wegen ihrer Resistenz gegenüber Hitze und anderer Chemikalien sowie wasser- und schmutzabweisender Eigenschaften sehr gerne und häufig von der Industrie bei der Produktion verschiedenster Produkte eingesetzt werden. 

Das könnte sich jedoch bald ändern, denn aktuell setzen sich Deutschland, Dänemark, die Niederlande, Norwegen und Schweden für ein EU-weites PFAS-Verbot ein, das voraussichtlich 2026 in Kraft treten soll.  

Dafür haben verschiedene Behörden der beteiligten Länder innerhalb der letzten drei Jahre unterschiedliche PFAS sowie deren Einsatzgebiete und mögliche Risiken für Mensch und Umwelt untersucht und einen Verbotsentwurf erstellt.  

Wir haben den aktuellen Stand der Debatte und die zugrundeliegenden Probleme mit PFAS für Sie zusammengefasst. 

Welche konkreten Gefahren gehen von PFAS aus und wie stark ist Deutschland betroffen? 

Es lässt sich nicht pauschal sagen, dass sämtliche PFAS eine schädliche Wirkung auf die Umwelt haben, aber sie sind alle äußerst langlebig. Das bedeutet, dass sie für einen sehr langen Zeitraum in der Umwelt verbleiben, weshalb sie oft auch als „ewige Chemikalien“ bezeichnet werden.  

Der Grund dafür liegt darin, dass sie aus langen Kohlenstoffketten zusammengesetzt sind, innerhalb derer Wasserstoffatome ganz oder zum Teil durch Fluoratome ersetzt wurden. Diese Verbindungen zählen zu den stärksten, die im Bereich der organischen Chemie bekannt sind. 

Schätzungsweise lassen sich unter dem Begriff PFAS bis zu 10.000 einzelne Chemikalien zusammenfassen. Zu einigen dieser Stoffe wurden bereits Untersuchungen durchgeführt, deren Ergebnisse zeigen, dass sie negative Effekte auf die menschliche Gesundheit haben können.  

Hiervon betroffen sind beispielsweise das Immunsystem, der Stoffwechsel, der Hormonhaushalt oder die Fortpflanzungsfähigkeit. Einige PFAS stehen auch unter dem Verdacht, krebserregend zu sein. 

Einige der Chemikalien werden zudem als „mobil“ bezeichnet, was bedeutet, dass sie sich z.B. über Wasserkreisläufe in unserer Umwelt verteilen und innerhalb der Nahrungskette akkumulieren können. Auf diese Weise sind sie auch dazu in der Lage, sich über weite Strecken zu verteilen und finden sich inzwischen sogar schon in Gebieten, in denen gar keine Menschen siedeln (wie beispielsweise der Arktis). 

Allein in Deutschland konnten PFAS an über 1.500 verschiedenen Orten nachgewiesen werden. Es gibt theoretisch die Möglichkeit, Orte wieder von PFAS zu reinigen (z.B. durch starke Erhitzung), diese sind aber äußerst aufwendig und teuer und können die Umwelt stark in Mitleidenschaft ziehen.  

Auch wenn bereits andere Ansätze zur Beseitigung von PFAS exisitieren, die ggf. günstiger und umweltfreundlicher sind, steht die Forschung auf diesem Gebiet noch ganz am Anfang. Aus diesem Grund ist es wohl der bessere Ansatz, die Chemikalien erst gar nicht in die Umwelt gelangen zu lassen. 

Auf welche Weise können PFAS in den menschlichen Körper gelangen? 

Dies geschieht vor allem über die Nahrung. Es ist zwar theoretisch auch möglich, PFAS über die Luft aufzunehmen, dafür muss aber eine sehr hohe Konzentration in der Atemluft vorhanden sein, der eine Person lange ausgesetzt ist, z.B., wenn man mit solchen Stoffen arbeitet.  

Bereits 2020 wurden von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bestimmte Grenzwerte für die sog. „tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge (TWI)“ festgelegt, in Deutschland gelten zudem ab 2026 strengere Grenzwerte für PFAS im Trinkwasser. 

Bislang ist in der Wissenschaft noch nicht genug über PFAS bekannt, um sichere Prognosen für die Zukunft zu stellen. Es wird jedoch befürchtet, dass es für Menschen und Tiere zu generationenübergreifenden Effekten kommen könnte, die beispielsweise beim Nachwuchs zu einem schwächeren Immunsystem oder einem geringeren Geburtsgewicht führen könnten. Dies wiederum beeinträchtigt die Überlebenschancen und könnte unabsehbare Folgen für ganze Ökosysteme haben. 

In welchen Produkten befinden sich PFAS und wie kann man sie erkennen? 

PFAS können in einer Vielzahl von Alltagsprodukten vorkommen, beispielsweise in Textilien, Pfannen, Kosmetikprodukten, aber auch in elektronischen Geräten wie Mobiltelefonen, Windturbinen oder Solarpaneelen. Auch in Löschschaum sind PFAS aufgrund ihrer Hitze-Resistenz enthalten. 

Die Identifizierung von PFAS-haltigen Produkten kann sich für den Laien schwierig gestalten, da keine Kennzeichnungspflicht existiert. Lediglich kosmetische Produkte bilden eine Ausnahme, da es hier eine Liste mit Inhaltsstoffen auf der Verpackung gibt, auf der man nach entsprechenden Chemikalien suchen kann. 

Auch für Unternehmen kann es schwer sein festzustellen, ob die eigenen Produkte PFAS enthalten – vor allem, wenn sich noch andere Firmen als Zulieferer in der Lieferkette befinden. In solchen Fällen muss bei den jeweiligen Herstellern abgefragt werden, ob sich PFAS in deren Produkten befinden. 

Weshalb reicht die bisherige Regulierung von PFAS durch die REACH-Verordnung aus Sicht der EU nicht aus? 

Nachdem die REACH-Verordnung im Jahr 2007 eingeführt wurde, wurden sechs PFAS-Gruppen innerhalb der EU beschränkt, allerdings hat die Industrie immer wieder Wege gefunden, um diese Beschränkung zu umgehen. 

Hierbei kam es zu Fällen sog. „bedauernswerter Substitutionen“ – dabei wurde direkt nach der Regulierung eines Stoffes ein anderer Stoff am Markt eingeführt, der über die gleichen Eigenschaften verfügt und genauso schädlich für Mensch und Natur ist, aber aufgrund seiner Beschaffenheit nicht unter die Regulierung durch die REACH-Verordnung fällt. 

Der neue Ansatz der EU will ein solches Vorgehen in Zukunft unterbinden, indem versucht wird, sämtliche Verwendung von PFAS zu verbieten. Dies soll mit nicht abgeschlossenen Listen über verbotene Stoffe funktionieren, die eine chemische Definition enthalten, die alle PFAS miteinschließen. 

Auf diese Weise würde das Verbot dann auch für Stoffe gelten, die noch gar nicht entwickelt wurden, aber dieselben Strukturmerkmale enthalten. 

Welche Probleme können für die Industrie entstehen, wenn ein Verbot von PFAS in Kraft tritt? 

Auf der einen Seite gibt es einige Bereiche, in denen es bereits ausführlich erforschte Alternativen für PFAS gibt, so z.B. für wasserabweisende Textilien. Hier können andere nicht fluorierte Kohlenwasserstoffverbindungen oder bestimmte Wachse die potenziell gefährlichen Chemikalien ersetzen.   

Auf der anderen Seite gibt es bestimmte Produkte, bei denen es äußerst schwierig sein könnte, eine gute Alternative zu finden. Hierzu zählen beispielsweise medizinische Produkte oder Schutzausrüstungen, wie sie z.B. von der Feuerwehr verwendet werden. 

Besonders kritisch kann es bei verschiedenen industriellen Prozessen werden (hierzu zählt u.a. die Herstellung von Halbleitern), wo erst jetzt damit begonnen wird, mögliche Alternativen zu erforschen. 

Wird es ein komplettes Verbot von PFAS geben und wenn ja, wann? 

Wenn es nach den Befürwortern des Verbots geht, wird dieses wahrscheinlich 2026 in Kraft treten. Unter anderem arbeitet das deutsche Bundesumweltamt aktuell an einem Gesetzesentwurf der EU-Kommission mit.  

Innerhalb der letzten drei Jahre wurden zwei öffentliche Konsultationen durchgeführt, um Informationen zur Verwendung von PFAS zu sammeln und alle vorhandenen Informationen zu prüfen – als Ergebnis wurde nun der Vorschlag für ein Gesetz vorgelegt.  

Dieser sieht vor, dass PFAS in Zukunft nur noch dann zum Einsatz kommen dürfen, wenn es nachweislich und auf absehbare Zeit keine adäquaten Alternativen für die Stoffe gibt oder die sozio-ökonomischen Vorteile die möglichen Nachteile (z.B. Gesundheits- und Umweltschäden) deutlich überwiegen. Dies könnte beispielsweise bei der Herstellung von Schutzausrüstung oder medizinischen Produkten der Fall sein. 

In anderen Produkten könnte die Verwendung von PFAS schon sehr bald verboten sein und es ist auch nicht auszuschließen, dass auf absehbare Zeit ein komplettes Verbot folgt, sobald Alternativen besser erforscht sind.  

Seit dem 22. März 2023 lief eine sechsmonatige öffentliche Konsultationsphase zu dem vorgelegten Dossier, innerhalb derer interessierte Parteien die Möglichkeit hatten, zusätzliche Informationen einzureichen, um auf diese Weise z.B. die Aufnahme von Ausnahmeregelungen in den Beschränkungsvorschlag zu begründen.  Dieser Prozess ist nun abgeschlossen und die verschiedenen Beiträge werden ausgewertet. 

Auf der Website der ECHA wurde im März 2024 ein Beitrag mit Informationen zu den nächsten Schritten im PFAS-Beschränkungsverfahren veröffentlicht. In den kommenden Monaten befassen sich die Ausschüsse u.a. mit Themen wie Verbraucherprodukten, Metallbeschichtungen, Textilien, Möbeln, Verpackungen sowie der Erdöl- und Bergbauindustrie. Der Schwerpunkt der Sitzungen liegt jedoch auf den allgemeinen Gefahren von PFAS und deren Einsatz in den verschiedenen Branchen.

Die Stellungnahmen des wissenschaftlichen Ausschusses der ECHA für Risikobeurteilung (RAC) und für sozioökonomische Analyse (SEAC) werden innerhalb der nächsten Monate erwartet. Diese werden im Anschluss an die Europäische Kommission weitergeleitet, die dann gemeinsam mit den EU-Mitgliedsstaaten über mögliche Beschränkungen entscheidet. 

Wird es Übergangsfristen für betroffene Unternehmen für den Einsatz von PFAS geben? 

Dies ist geplant. Gemäß den aktuellen Vorschlägen werden sich diese über einen Zeitraum von eineinhalb bis dreizehneinhalb Jahren erstrecken. In dieser Zeit sollen Unternehmen die Möglichkeit haben, angemessene Alternativen für PFAS zu finden. 

Ein Dossier mit weiteren Einschränkungen finden Sie hier. 

Wie geht es nun mit dem möglichen PFAS-Verbot weiter? 

Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, ein (zumindest teilweises) Verbot gilt jedoch als wahrscheinlich. Wir werden den Prozess weiterhin für Sie beobachten und Sie entsprechend informieren. Der aktuelle Stand des Verfahrens kann auch auf der Website der ECHA mitverfolgt werden. 

Wie die Beschränkung von PFAS in anderen Teilen der Welt gehandhabt wird, erfahren Sie u.a. in diesem Artikel. 

Was sollten Unternehmen, die PFAS für die Herstellung ihrer Produkte verwenden, jetzt schon tun? 

PFAS werden in nahezu allen Industriezweigen verwendet – ein Verbot hätte weitgehende Konsequenzen für sehr viele Unternehmen, die innerhalb der EU agieren. 

Es gilt als wahrscheinlich, dass der eingereichte Vorschlag für ein weitgehendes PFAS-Verbot aufgrund der Risiken, die mit der Verwendung dieser Stoffe einhergehen, von der ECHA angenommen wird. 

Auch wenn es voraussichtlich einige Ausnahmen geben wird, sollten alle Unternehmen unbedingt schon jetzt ihre Produktions- und Lieferketten auf alle PFAS überprüfen und mögliche Ersatzstoffe ausfindig machen, um einem Verbot zuvorzukommen. 

Fordern Sie jetzt Hilfe an, um PFAS in Ihren Produkten ausfindig zu machen und die nötigen Konsequenzen zu ziehen 

Die Identifikation von PFAS kann sich sehr schwierig gestalten, da hierbei die komplette Lieferkette überprüft werden muss und es gleichzeitig auch einige Untergruppen dieser chemischen Substanzen gibt. 

In den meisten Unternehmen fehlt das Know-How oder schlicht die Zeit, sich angemessen mit der Thematik auseinanderzusetzen – als deutscher Marktführer im Bereich Material Compliance übernehmen wir alle nötigen Schritte für Sie zum niedrigen Festpreis. 

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Hinweis: Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine Zusammenfassung der Thematik, die sorgfältig zusammengestellt wurde und einen ersten Überblick verschaffen soll, aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Für die inhaltliche Richtigkeit der Angaben wird keine Haftung übernommen.

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